………….die unmenschliche Menschlichkeit des Feierns
Liebe Leser,
eigentlich wollte ich diesen Artikel unter ganz anderen Aspekten und mit anderem Inhalt schreiben, nämlich als Revue der Geschehnisse vor einem Jahr. Doch meine Recherchen über das Thema ließen mich auf das Video oben stoßen, so dass ich den Ursprungsartikel verworfen habe.
Ich empfinde dieses Video als Provokation und als Schande für die Menschlichkeit!
Ist unsere Gesellschaft wirklich schon so abgebrüht? Ein Steinwurf entfernt sterben Menschen und Teilnehmer der Veranstaltung haben nichts anderes als Feiern im Kopf? Bei genauerer Betrachtung könnte man auf die Hypothese kommen, dass diese Feierlaune das Unglück überhaupt erst provoziert hat! Betrachten wir es nüchtern:
Wie sich bei den Ermittlungen bis heute rausgestellt hat, wurden von allen Beteiligten (Veranstalter, Stadt und Sicherheitsbehörden) Fehler begangen. Der schwarze Peter wird zwar noch zwischen den einzelnen Verantwortlichen hin und hergeschoben, doch ist feststellbar, dass durch Dehnungen von Verordnungen und Gesetzen diese Veranstaltung überhaupt erst hat in Duisburg stattfinden dürfen. Fakten:
Betrachtet man diese Fakten, dann fällt auf, dass die Loveparade auf Biegen und Brechen in Duisburg hat stattfinden sollen. Die Stadt wollte die Veranstaltung wegen dem Prestige „Kulturhauptstadt 2010“. Vorschriften wurden zu Recht gebogen, damit sicherheitsrelevante Bedenken ausgeräumt wurden. Der Veranstalter fuhr mit Proargumentationen auf, um das Marketingevent auf jeden Fall durchziehen zu können. Dies wird auch aus den Aussagen vom Loveparade-Gründer Dr. Motte klar:
Und bei dieser Frage wird mir ganz übel! Der Mensch mit seiner Menschlichkeit! In dem ganzen Filmmaterial das ich gesichtet habe (Videos direkt aus und um der Katastrophenzone) hört man unzählige Male die Forderung von Passanten, dass die Leute zurückgehen sollen, weil es zu eng ist. Wie wurde reagiert? Gerade das Gegenteil ist passiert. Party Party Party und immer weiter drauf. Nur nach vorne, um auf das Gelände zu kommen. Ist das menschlich? Der Egoismus in seiner Reinform. „Egal wenn es Dir da vorne zu eng ist, ich will rein!“.
Filmmaterial belegt, dass man schon am Tunneleingang erkennen konnte, dass die Situation einige hundert Meter weiter eskalierte. Die Massen strömten aber weiter auf den Pulk. Nicht einmal die Polizei war im Stande mit einer Kette die Massen aufzuhalten. Für den Besucher war klar, die Schleusen sind offen, nun geht es ab auf’s Gelände. Unzählige mussten lange vor den Zugangsschleusen warten, waren entsprechend genervt. Aber ist es eigentlich nicht normal, dass wenn ich merke, dass es eng wird, sich einen gewissen Abstand zu sichern? Wäre das nicht menschlich?
Und dann Aussagen wie im Video zu beginn. Ich unterstelle dem jungen Mann einfach mal, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, was er sagt. Den guten Glauben an die Menschlichkeit nicht verlieren und die Hoffnung aufrechterhalten.
Was bleibt sind Schicksale, Traumen, Wut, Entrüstung. 21 Menschen sind gestorben, 511 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Von den organisatorischen Mängeln ganz abgesehen; sollte sich nicht jeder, der in der Menschenmasse stand fragen, was er selbst hätte tun können? War es notwendig zu drängeln?
Das sind Fragen, die ich mir stelle und die mich mit tiefster Traurigkeit erfüllen. Lasst uns die Loveparade 2010 als Mahnmal gegen Profitgier, Prestigeverlangen und Selbstsucht nehmen.
Juli 2011 |
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